Astrazeneca-Impfstoff: Kann er die DNA verändern?

Modell eines menschlichen DNA-Stranges mit der doppelten Helixstruktur.

Modell eines menschlichen DNA-Stranges mit der doppelten Helixstruktur.

Alle drei in Deutschland zugelassenen Corona-Vakzine sind Genimpfstoffe: Es werden genetische Informationen des Virus in menschliche Zellen eingeschleust, woraufhin diese selbst Bestandteile des Virus produzieren. Keine der Impfungen sieht dabei vor, Virengene in die menschliche DNA zu integrieren. Aber könnte es trotzdem per Zufall geschehen, dass die Impfung das Erbgut menschlicher Zellen verändert?

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Zumindest bei den Impfstoffen, die Erbinformationen in Form von mRNA enthalten, wird diese Gefahr als äußerst gering eingestuft. Denn zum einen zerfällt die mRNA sehr schnell, bleibt also nach der Aufnahme in menschliche Zellen nur für kurze Zeit erhalten. Zum anderen wird die mRNA zwar in die Körperzellen aufgenommen, nicht aber direkt in den Zellkern, wo sich die menschlichen Gene befinden. Noch dazu müsste mRNA erst in die ähnlich, aber nicht identisch strukturierte DNA umgeschrieben werden, um in das menschliche Erbgut aufgenommen zu werden: Weil dieses ebenfalls in Form von DNA vorliegt.

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Vektorimpfstoff dringt bis zum Zellkern vor

Beim Vektorimpfstoff von Astrazeneca werden hingegen DNA-Stücke in menschliche Zellen eingeschleust. Er enthält ein verändertes Adenovirus von Schimpansen, dem zuvor Gene des Coronavirus eingesetzt wurden. Das Impfvirus dient hierbei als Transportvehikel (Vektor): Es dringt in den menschlichen Zellen bis zum Zellkern vor und setzt dort einzelne Gene des Coronavirus frei. Daraufhin beginnen die Zellen, das Spikeprotein des Coronavirus zu produzieren. Das Immunsystem wird so auf eine echte Infektion mit dem Erreger vorbereitet und ist später besser gegen diese gewappnet.

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Auch bei der Impfung von Astrazeneca ist nicht beabsichtigt, dass Virengene in die menschlichen DNA-Stränge aufgenommen werden. Das Robert-Koch-Institut verweist in seinen Informationen zum Impfstoff von Astrazeneca darauf, dass die im Impfstoff enthaltenen Viren schnell vom Körper eliminiert würden. Es bestehe daher „nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft kein Risiko der Integration der Adenovirus-Vektor-DNA in das menschliche Genom“. Auch betont das RKI, dass Adenoviren generell nicht das menschliche Erbgut verändern.

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Adenovirus-Gene ins Erbgut von Mäusen integriert

Studien zeigen allerdings, dass dies zwar selten vorkommt, in einigen Fällen aber möglich ist. So konnten Forscher der Universität Ulm in Tierversuchen zur Erforschung einer Gentherapie beobachten, dass Gene eines Adenovirus in das Erbgut der Leberzellen von Mäusen aufgenommen wurden. Unklar ist, inwieweit sich solche Erkenntnisse auf die Vektorimpfung von Astrazeneca übertragen lässt, die in den Muskelzellen ihre Wirkung entfaltet. In einer anderen Studie wurde gezeigt, dass es bei Hamstern zu Erbgutveränderungen kam, nachdem sie mit menschlichen Adenoviren infiziert worden waren. In der Folge hatten sich bei den Hamstern Tumore entwickelt: Ein erhöhtes Krebsrisiko gehört wohl zu den größten Gefahren, die bei einer Erbgutveränderung einzelner Körperzellen zu befürchten wäre. Auch hierbei ist aber nicht gesagt, dass die genetisch veränderten Schimpansenviren im Astrazeneca- Impfstoff beim Menschen eine vergleichbare Wirkung haben.

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Die Bundesregierung verweist auf einer Informationsseite zur Impfung auf präklinische Studien, in denen DNA aus Impfstoffen nicht ins menschliche Erbgut integriert worden sei. Allerdings gibt es keine Langzeiterkenntnisse zum Impfstoff von Astrazeneca und dieser hatte ein beschleunigtes Zulassungsverfahren durchlaufen. Sollte eine Impfung tatsächlich zu einem erhöhten Krebsrisiko führen, würde sich das wohl erst im Laufe von Jahren zeigen.

Langzeiterkenntnisse liegen noch nicht vor

Fazit: Dass DNA aus dem Vektorimpfstoff ins menschliche Erbgut integriert wird, dürfte wenn überhaupt nur in seltenen Fällen vorkommen – auch wenn die Wahrscheinlichkeit wohl höher ist, als nach einer Impfung mit den mRNA-Impfstoffen. Sicher ausschließen lässt es sich aber erst, wenn die Auswirkungen der Impfung über einen längeren Zeitraum hinweg genau überwacht wurden.

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